Kate und ihr spezieller Freund

Eine starke Persönlichkeit

Einen Teil von Kates Persönlichkeit habe ich immer bewundert. Sie ist meine beste Freundin, die Tochter einer Familie mit mehreren Kinden von Immigranten aus Perm, fuhr bereits mit 16 per Anhalter und kam mit jungen 18 ins Escort-Geschäft. Sie arbeitete in Bordellen und stand bereits auf der Straße. Auch wenn sie bereits viel gesehen hat – sie ist nicht verbittert, wie so viele andere in unserem Geschäft. Kate besitzt immer noch ein ehrliches Lächeln, eine kindliche Neugier und einen unverfrorenen Humor. Ich denke, nur weise Menschen können sich über ihre Schwierigkeiten und Mühen im Leben lustig machen.

Was ist lost, Kate?

Heute allerdings kam sie in einer großen, schwarzen Sonnenbrille nach Hause und schloß sich unmittelbar im Bad ein – ich meine, Sonnenbrillen im November? In der dunklen Jahreszeit? Ich wusste sofort, dass es etwas passiert war. Ich wartete zehn taktvolle Minuten, bevor ich eindringlich an die Tür des Bads klopfte.

 

M: „Kate, bist du okay?“

Als Antwort schlug mir lediglich die Stille entgegen, allerdings merkte ich, dass die Tür nicht verschlossen war. Kate weinte, saß auf dem Teppich im Badezimmer und unter ihrem rechten Auge sah man einen braunen Flecken, sowie eine Platzwunde auf Höhe der Augenbraue.

M: „Kathy, Süße was ist los? Bist du ausgeraubt worden? War es ein Kunde?“

Sie schüttelte nur mit dem Kopf, nahm sich ein Handtuch und wusch ihre Tränen weg.

Als Bernie in ihr Leben kam

K: „Alles gut, lass uns einen trinken.“

Trotz meines gesunden Lifestyles bewahre ich immer eine Flasche Armagnac in der untersten Schublade meines Nachttisches auf. Nichts wärm eine gequälte Seele so gut auf wie dieser magische Trunk. Kate zischte zwei Shots hinunter und erzählte mir, dass sie auf der Straße zufällig „Bernie“ traf – der Besitzer eines der Bordelle, in dem sie vor 6 Jahren arbeitete und lebte. Kate war ein illegaler Migrant wie all die anderen Mädchen aus Russland, Jugoslawien und der Ukraine. „Bernie“ nahm ihnen ihre Dokumente weg und versprach ihnen legale Dokumente und Pässe im Gegenzug. Am Ende arbeiteten alle in drei Schichten, bei mangelhafter Ernährung und minimaler Bezahlung. Er meinte zu den Mädchen nur „Ich halte euch am Leben, eure Unterkunft ist zu teuer“.

Auf dem Weg nach Berlin

Alle Mädchen fürchteten sich vor Bernie; aber als Kate einen Kunden hatte, der als Scout einer Berliner Agentur arbeitete. Er bemerkte das langbeinige, hübsche Mädchen und offerierte, mit ihr nach Berlin zu gehen. In dieser Nacht bot Kate Bernie an, ihm zu „dienen“ und versetzte seinen Drink mit Schlaftabletten – als er wie ein nasser Sack zu Boden fiel, fand sie die Dokumente der Mädchen, gab sie ihnen zurück und floh wie in einem Hollywood-Streifen. Kate und ihr neuer Freund gingen nach Berlin, hatten eine intensive Liebesaffäre und verstand endlich, was der Spruch „Verliebe dich niemals in deinen Zuhälter“ wirklich bedeutete. Sie überwand dieses Kapitel ihres Lebens schnell, kam auf die Beine und machte weiter.

Das Treffen

Und plötzlich traf sie Bernie mitten auf der Straße. Bernie schlug sie mehrfach mit Quarzhandschuhen ins Gesicht, direkt aufs Auge. Passanten wollten die Polizei rufen, aber der kantige Bernie stieg in sein Auto und versprach Kate, sie zu finden. Und jetzt hatte Kate Angst. Angst deswegen, weil sie Bernie in nur einer Nacht um sein Einkommen und seine Mädchen brachte. Ich versicherte ihr mehrfach, dass nun, wo wir zusammen waren, wir absolut furchtlos und stark waren. Wir könten einen Bodyguard anheuern und einen Fahrer und außerdem habe ich Freunde, die Bernie den Arsch versohlen würden. In ein paar Tagen regenierte sich Kate wieder, besuchte ein paar Kunden und wir sprachen gar nicht mehr über die Thematik. Der dunkle Fleck unter ihrem Auge verschwand und sie fing wieder an zu lächeln.

The encounter

Aber als am Morgen nach Hause kam, fand ich einen komischen Typen unter unserem Fenster rumlungern. Beziehungsweise versuchte er wohl, die Tür zu öffnen und schaffte es nicht. Und genau in diesem Moment hatte ich einen Plan. Ich schrieb Kate, dass sie sich im Badezimmer verstecken solle und die Tür abschließen solle. Ich entschied mich dazu, ihn zu konfrontieren. Ich folgte ihm und hatte meinen Racheplan bereits gut durchdacht. Genau dann stoß ich auf ihn – an unserer Wohnungstür.

M: „Ehem, möchtest du durch die Tür in die Wohnung kommen?“

B: „Ist diese Schlampe zuhause?“ – fragte er mit rauer Stimme; und ich vernahm den Geruch von saurem Schweiß.

M: „Kate kommt bald heim“ – sagte ich in ruhigem Ton – „du musst wohl ein Freund von ihr sein?“

 

Whiskey on the rocks

B: „Ja..“ – er nahm einen Schritt zurück und entschied sich dazu, nicht mehr aufbrausend zu sein. Warum auch, wenn du freundlich eingeladen wirst, die Wohnung des potentiellen Opfers zu betreten und einen Whiskey mit Eis angeboten bekommst? Ich lud ihn in die Küche ein und legte schnell meinen Mantel ab. Mein kleines Schwarzes machte ihn aufmerksam auf mich. Und mit Ruhe und Gelassenheit schmiß ich eine gute Dosis Schlafmittel in seinen Jack Daniels. Innerhalb von 5 Minuten fiel er zu Boden wie ein Sack Reis und fing zu schnarchen an.

M: „Kate – ich hab ihn ausgeknockt – komm raus.“

Sie schaute erst argwöhnisch, bevor sich ein dickes Grinsen breitmachte.

K: „Was machen wir jetzt mit ihm?“ – fragte sie und ihre Augen hatten ein dämonisches Leuchten.

M: „Ich hab ne Idee, aber wir brauchen Ron.“

Auf der Müllhalde

Ron ist ein Freund von der Uni, einer der Männer, der sich in mich verliebte aber nie nach mehr als einer Freundschaft fragte. Er war muskulös, intelligent und ein top Manager eines Konzerns. Er heiratete die Tochter seines Chefs. Manchmal trafen wir uns und redeten eine Weile, ich habe nie etwas vor ihm verheimlicht. Ich rief ihn auf der geheimen Nummer an und er versicherte mir, er würde kommen. Ich fing gar nicht erst an, zu erklären, was los sei, ich bat ihn einfach zu kommen und unseren „besoffenen Freund“ auf der nächstgelegenen Müllhalde zu entsorgen. Bernie lag nackt da, sein gesamtes Hab und Gut und sein Portmonnaie verbrannten wir und tanzten um das Feuer mit der Flasche Whiskey.

Und dann gingen wir nach Hause. Ich habe kein Mitleid. Ein Freund ist jemand, der in jeder Situation zu dir steht.

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